Quellen

947_1.jpgEntnommen aus: "Der klimatische Höhen-Curort St. Wolfgang - Fusch im Herzogthum Salzburg" von Dr. phil. Johann Fuchshofer und Dr. med. Ferdinand Martin aus dem Jahre 1896 Braumüller´s Bade-Bibliothek.

Die Fürstenquelle

Ihr hat der Curort eigentlich seine Bedeutung und sein Aufblühen zu verdanken, obgleich es nach den neueren medicinisch-klimatologischen Forschungen ausser dem Wasser noch andere Heilfactoren gibt, welche geeignet sind, den Ruf eines Curortes zu begründen und zu erhöhen.

Die Quelle führt ihren Namen nach dem Cardinal Fürsten Schwarzenberg, dessen Eigenthum sie seinerzeit war. Sie liegt in dem Einschnitte zwischen den beiden Parkwäldchen, unmittelbar neben der Sebastiankapelle und ist ungefähr 200 Schritte von den Curhäusern entfernt.

947_0.jpgVom Flatscherschen Hause führt am Rande des gleichnamigen Parks ein angenehmer, schattiger Promenadeweg und von Weilguni’s Curhause ein breiter, bequemer Fahrweg zur Quelle. Nach einem amtlichen Actenstücke des ehemaligen Pfleggerichtes Taxenbach war es der um den Curort hochverdiente damalige Pfleger von Taxenbach, Johann Zehetner, welcher in den Jahren 183I - 1832 „die Quelle, die früher ganz unbedeckt in einen kleinen Graben ausfloss, so dass man das herrliche Wasser nur mit Mühe aufschöpfen und genießen konnte, in eine erhöhte Lage bringen und über diese eine hübsche hölzerne Rotunde aufführen" ließ.

Dieselbe stellt einen geräumigen Pavillon aus Holz dar, welcher sich auf einer niedrigen Grundmauer erhebt. Hier bricht nun mitten aus klaffenden Felsen ein mächtiger Quell des reinsten und klarsten Gebirgswassers hervor, welches im Laufe der Zeit wegen seiner herrlichen Eigenschaften und vortrefflichen Wirkungen zu hohen Ehren gelangt ist.

Das zu jeder Zeit mit gleicher Mächtigkeit aus dem Gestein hervorsprudelnde Wasser stürzt in Gestalt eines zierlichen, kleinen Wasserfalles in eine Vertiefung während ein Theil desselben durch eine trichterartig erweiterte Röhre aufgefangen und durch eine rosettenähnlich gemeisselte Marmorscheibe in ein muschelförmiges Marmorbecken geleitet wird, aus dem es ringsum in ein zweites, am Boden befindliches, weites, steinernes Becken abfließt.

Die beiden Wasserbecken sind vorne mit einer Holzbrüstung von entsprechender Höhe umgeben. Auf der Rückwand bemerken wir oben rechts und links je eine Tafel, welche beide den eintretenden Curgast mit sinnigen Versen begrüßen, von denen die auf der linken Seite befindlichen nur eine neue, stilistisch und metrisch verbesserte Auflage des rechts angebrachten Originals bilden. Dieselben lauten:

Du kommst hieher zu dieser Quelle;
Betritt mit Ehrfurcht ihre Schwelle!
Bedenke, dass es Gott nur ist,
Dem wir es danken, dass sie fließt.
Durch Gottes Kraft ist sie gegeben,
Zu fristen unser kurzes Leben;
Darum, o Mensch, nimm dankbar Theil,
Und sie gereicht zu deinem Heil!

Das Wasser der Fürstenquelle kommt zunächst aus der (im topographischen Theile beschriebenen) alten Gletschermuräne, und zwar aus der unteren Partie, deren letzter Ausläufer mit dem Flatscherschen Parkwäldchen bedeckt ist.

Das Sammelgebiet der Quelle reicht jedoch, nach der Stärke derselben zu urteilen, noch ungleich weiter und steigt, wie die äußere Gestaltung des Terrains mit ziemlicher Sicherheit andeutet, in Form eines schmalen, gleichschenkeligen Dreieckes, dessen Basis der zum Schönanger führende Fahrweg bildet, bis in die Nähe der ehemaligen "unteren Embachalpe" und vielleicht sogar noch über diese hinauf.

Vorausgesetzt, dass diese Annahme richtig ist, so fließt das Wasser der Quelle im oberen Theile durch Kalkglimmerschiefer, welcher hier das vorherrschende Gestein bildet, während es in seinem unteren Laufe durch zahlreiche Hohlräume der Gletschermoräne läuft und in denselben die verhältnismäßig große Menge freier Kohlensäure aufnimmt, welche die chemische Analyse nachweist.

 Auch der Umstand, dass das Wasser im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, einen unangenehmen, faden Geschmack annimmt, deutet mit ziemlicher Sicherheit darauf hin, dass eine Partie, und zwar speciell der untere, weniger geneigte Theil des Quellgebietes, aus lockeren, von zahlreichen Höhlungen durchzogenen Schichten bestehen müsse, welche das langsam abträufelnde Schneewasser leicht in größerer Menge durchlassen.

Wie bereits erwähnt, ist der Fürstenbrunnen die stärkste unter den Fuscher Quellen und fließt das ganze Jahr hindurch mit gleicher Mächtigkeit. Was nun die Beschaffenheit des Wassers betrifft, so ist dasselbe während der Sommerzeit vollkommen krystallhell, ohne eine Spur von Geruch oder Beigeschmack, perlt nach dem Einfließen im Glase ungewöhnlich stark und trinkt sich äußerst angenehm, und zwar auch noch dann, wenn es bereits einige Zeit gestanden ist.

Die mittlere Temperatur des Wassers während der Curzeit beträgt 6,2o C. Die bisher beobachteten Schwankungen betrugen nicht ganz 1o C. Gegen den Spätherbst zu steigt die Temperatur, und im Winter verliert das Wasser nach der Versicherung der Einheimischen seine ganze Frische, indem es ganz lau, wird.

Augenquelle

Die Augenquelle entspringt mitten im Orte, und zwar am Fuße des Flatscherschen Parkhügels, unmittelbar vor dem Krämerhause (Villa "Schwarzkopf").

Dieselbe soll über Anordnung des Cardinals Schwarzenberg gefasst worden sein und von dessen Baumeister Moser gleichzeitig mit der von ihm renovierten Fürstenquelle die gegenwärtige Einrichtung erhalten haben. Sie bezieht ihr Wasser, ihrer Lage nach zu urteilen, aus dem Untergrunde des genannten Hügels und kommt, wie schon erwähnt, aus bedeutender Tiefe. Sie ist, ähnlich wie die Fürstenquelle, mit einem hölzernen Pavillon umgeben, welcher mit Sitzplätzen versehen ist und durch seine zwei seitlichen Eingänge den Durchgang gestattet.

Der Strahl fließt ungefähr in Fingerdicke, und zwar stets in ziemlich gleicher Stärke, aus einer gusseisernen Röhre in ein steinernes Becken, aus welchem das Wasser durch eine am Grunde befindliche Öffnung wieder abläuft.

Die Quelle galt beim Landvolke stets als augenstärkendes Mittel und wird von demselben noch gegenwärtig als solches in Ehren gehalten, daher ihr Name. Ihre Temperatur zeigt. während der Saison constant 6° C. Das Wasser trinkt sich sehr angenehm und wirkt in geringem Grade lösend, während die Fürstenquelle, jedoch zumeist nur in der ersten Zeit des Gebrauches, die gegenteilige Wirkung hervorbringt. Dieser Umstand dürfte ohne Zweifel dem größeren Gehalte an schwefelsauren Alkalien zuzuschreiben sein.